Beer With a View

Anflug nach Kapstadt. Der Tafelberg im kitschigen Sonnenuntergang ist Vorbote einer ganzen Reihe beeindruckender Aus- und Einblicke in die westlichste Region Südafrikas – auf ein Bier ans Westkap.

Stellenbosch, eine knappe Autostunde von Kapstadt entfernt, ist zwar Südafrikas bekannteste Weinregion und doch genieße ich hier bei feinem südafrikanischen Bier den Ausblick über die hügeligen Weinberge. Einen Ausblick, den anscheinend auch Wendy, die reichste Frau Afrikas schätzt, denn eines ihrer Häuser befindet sich in Sichtweite meiner Terrasse, nur wenige hundert Meter entfernt. Welches Bier sie wohl trinkt? Vielleicht ebenso Craft aus einer von rund 180 kleinen Brauereien, die in den vergangenen Jahren in Südafrika eröffnet wurden. „Cape Brewing Company“ (CBC) oder „Devil’s Peak“ zum Beispiel. Beide Brauereien wurden 2012 gegründet und zählen mittlerweile zu den etablierten Craft-Produzenten der Region.

Anflug auf Kapstadt

Frist Light – Devil’s Peak

Lion Spotting

Während man Devil’s Peak im Taproom in Kapstadt verkostet, ist CBC nahe der Stadt Paarl, in die sogenannte Spice Route eingebettet. Ort, für einen perfekten Sonntagsausflug, der nicht nur mit einer Bierverkostung, sondern wiederum mit imposantem Ausblick lockt. Ähnlich wie eine Wanderung auf den Tafelberg. Nach einem recht anstrengenden Aufstieg, erfreue ich mich am wunderbaren Blick über Kapstadt und bin überrascht über das anständige CBC Pilsner, das man mir dort reicht. Während der Wanderung zeigt man mir die südafrikanische Nationalblume „Königs-Protea“ und ich bahne mir den Weg durch zahlreiche „Fynbos“-Pflanzen. Zu dieser Pflanzengruppe zählt auch der „Rooibos“. Aus ihm gewonnener „Red-Espresso“ ist hier als teeige Alternative zum Kaffee sehr beliebt. Mancherorts verwendet man Rooibos auch als regionale Zutat im Bier, so wie in der Brauerei „Stellenbrau“. Das sehr eigenständige Aroma des Rooibos bevorzuge ich persönlich allerdings dann doch in meinem täglichen Morgentee. Anders als die regional Zutat „Buchu“, mit der die Brauerei „Triggerfish“ in Somerset West ihr Summer Blonde verfeinert. Das „Buchu“-Kraut bringt reife Pfirsich- und Orangenfrucht sowie eine intensive Kräuterherbe in der Nase und am Gaumen.

Lion’s Head – Tafelberg

Beer Tasting, Stellenbosch

Umqombothi

Mein Blick schweift dieses Mal über steinige Klippen, die sich entlang des atlantischen Ozeans in Richtung des Ferienortes Hermanus erstrecken. Ein Sprung ins Wasser und ein Schluck „Buchu-Bonito“ geben Erfrischung an diesem Hitzetag. Heiß ist es auch, als ich einen neu gewonnen Freund in seinem zu Hause im Township „Kayamandi” besuche. Als Begrüßung wird mir neben einem Hut als Sonnenschutz auch traditionell afrikanisches „Umqombothi“ angeboten. Das Wort stammt aus der Sprache der Xhosa und beschreibt spontanvergorenes Bier aus Mais und Sorghum. Es ist entsprechend sauer, sehr cremig, dennoch erfrischend und wird mir im großen Plastikbecher überreicht. Es folgt ein Spaziergang vorbei an kleinen „Shacks“, in denen die Menschen dicht nebeneinander wohnen, an Kirchen, die optisch Zirkuszelten ähneln, am „Happy Rest“ Pub in dem dann doch wieder südafrikanisches Industriebier wie „Castle“ und „Lion“ ausgeschenkt wird. Kinder spielen auf der Straße, die Armut ist groß. Selbst hier ist jedoch der Ausblick auf die Berge und die nahe Stadt Stellenbosch beeindruckend. Ich erinnere mich zurück an die reichste Frau Afrikas. Der selbe Ort – ein anderer Blickwinkel, eine andere Wirklichkeit Südafrikas. Und ich muss jetzt langsam wieder zurück in meine Wirklichkeit. Ich steige ins Flugzeug, denke an die unterschiedlichen Menschen und die vielfältigen Geschmackseindrücke. Unterbrochen werde ich nur als ich aus dem Fenster schaue: Tafelberg – Kapstadt. Was für ein Ausblick!​

Bonito – Triggerfish

Hermanus View

Cape Brewing Co Tasting

 

Artikel erschienen im Mai 2017 im Craft Bier Magazin 1515.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert