„On Beer and Food“ – ein Kochbuchabend

Bier ist gut, Essen ist gut, aber nichts ist so gut wie gutes Essen mit gutem Bier. Schon die Anfangsworte des Buches „On Beer and Food – The Gourmet’s Guide to Recipes and Pairings“ klingen sympatisch. Das Buch zog mich im Geschäft einzig und allein durch sein gutes Design und die umwerfenden Bilder in seinen Bann. Kochbücher, Bierbücher und eine Kombi aus den Zweien gibt es zuhauf am analogen Buchmarkt. Was aber genau dieses Buch spannend macht, wie alltagstauglich die vorgeschlagenen Bierbegleitungen sind und wer eigentlich hinter dem Projekt steckt: das alles und noch viel mehr finden wir heraus… an einem ganz normalen Two Drink Abend mit reichlich Bier, Essen und der richtigen Lektüre.

Der Vorhang hebt sich

Das „Jamaican Jerk Chicken“ brutzelt schon im Ofen und suhlt sich in der Marinade, die unter anderem reich an Rum, Limettensaft, Ingwer und Knoblauch ist. Zur selben Zeit versucht Judith eine Organisation in unsere große Biersammlung zu bringen und diese, verschiedene Punkte beachtend, an unser Menü anzupassen. Wir gehen dabei natürlich aufs Buch ein. Manche Kombinationen haben wir uns aber selbst überlegt, ganz nach dem Motto: „Das muss doch gut passen.“ bzw. „Das fänd ich witzig und interessant.“ Wie es auch Autor Thomas Horne schreibt: „Bei Bierbegleitung gibt es keine Regeln, die zu befolgen sind.“ Experimentieren lohnt sich auf alle Fälle.

Der Protagonist

Thomas Horne, die Person hinter dem Buch, schreibt noch so einiges im Buch und wir wünschten uns ihn einladen zu können, um von seiner Idee zum Buch zu erzählen. Das wird schwer, finden wir heraus, da er in Oslo wohnt. Der neuen Technologien sei Dank habe ich ihn aber relativ schnell im Chat und kann ihm so einiges aus der Nase ziehen, was er bereitwillig mit sich geschehen lässt. Sehr sympathisch!

Colin Eick & Thomas Horne
© Colin Eick

Als Koch- und Bierbuch Autor meint man, dass Thomas eine Vorgeschichte in der Branche hat. Er kommt jedoch weder von der Sommelierseite, noch von der Kochseite und schon gar nicht von der Brauerseite. Kochen und Getränke genießen hat er sich quasi autodidaktisch beigebracht. Und doch ist das schon sein viertes Buch, das er neben seinem Vollzeitjob bei Amnesty International veröffentlichte. Nach zwei Kochbüchern, probierte er sich, gemeinsam mit Colin Eick, am Bierbrauen und schrieb darüber in dem Werk „Beer brewing“. Das Buch „On Beer and Food“ folgte und ist für ihn nun der Startschuss in eine neue Ära. Ab jetzt ist „Sich dem Thema Bier widmen“ sein Vollzeitjob. Er möchte Kurse anbieten und natürlich weiter schreiben. Gott sei Dank!

Das Original in Norwegisch

Nach den anfänglichen Erklärungen zu Bierrohstoffen, Produktion und Verkostungstechnik, findet man sich ab ca. der Hälfte des Buches in der Rezeptabteilung wieder. Der Zugang zum Essen ist absichtlich vom Bier aus gewählt. Ein Bierstil wird vorgestellt und darauffolgend wird ein Rezept vorgeschlagen. Oft geht Thomas absichtlich den einfachen Weg der Lokalität: Zu Kölsch wird Bratwurst mit Sauerkraut serviert. Auf der anderen Seite schlägt er Kombinationen vor, die etwas gewagter sind: India Pale Ale zu Karottenkuchen mit Frischkäse-Glasur. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen und müssen das natürlich ausprobieren.

Die Bühne

Nachdem unsere zwei Versuchskaninchen eingetroffen sind, wird auch schon gestartet. Bei netter Gesellschaft, ist es immer besonders schwierig, sich auf das Verkosten zu konzentrieren. Wir schaffen die Doppelbelastung jedoch mit Bravour und sind nach dem Essen nicht nur voll, sondern auch um einige Erkenntnisse reicher.

Das Menü des Abends:

Entenleberpastete
mit Wintersalat und Feigensenfsauce

dazu Hoegaarden Wit Blanche | Schloss Eggenberg Nessie Whisky Malt Red Ale | Bevog TAK Pale Ale

Jamaican Jerk Chicken
mit Kokos-Bohnenreis

dazu Freistädter Eigenbräu Heller Bock* | Kiesbyes Waldbier 2016: Wacholder | Meantime Chocolate Porter

Karottenkuchen
mit Frischkäse-Glasur

dazu Brewdog Dead Pony Club Session Pale Ale | Stiegl Faux Pas Sour Beer | Speciál Mesíce Vanille

„Käse schließt den Magen“- Teller
mit englischem Stilton, französischem Camembert und österreichischem Heukäse

dazu Schloss Eggenberg Urbock 23° und die „Restln“ oder „Noagal“

*ein im Zuge von „Bierbrauen live“ bei der Freistädter Brauerei selbst gebrautes Bier

Die Erkenntnisse

Gut funktionieren die Kombinationen Entenleberpastete & Wit Blanche (ein Erfrischung zur intensiven Pastete), Jamaican Chicken & Heller Bock (eine schöne geschmeidige und sich gegenseitig unterstützende Kombi) und Karottenkuchen & Session Pale Ale (ähm.. wow?!?!! Ein tolles Geschmackserlebnis.).

Vorsichtig sein sollte man bei Pale Ales und IPAs, deren Bittere oft zu sehr in den Vordergrund rückt. Die sehr präsente „Schokolade“ im Chocolate Porter überzeugte zu keinem unserer Gerichte und auch das Sour Beer mit Karottenkuchen, war in unserem Fall zu intensiv.

Österreich, Frankreich und England auf einem Teller

Käsekombinationen sind spannend aber nicht ganz einfach. Der sehr intensive Blauschimmelkäse steht gerne im Vordergrund und verlangt nach einem starken Partner. Unsere „Kuppelversuche“ fallen allesamt unbefriedigend aus. Die Kandidaten sind entweder zu schwach oder versuchen den Stilton zu übertrumpfen, was in keiner Beziehung gut kommt. Beim stetigen Herumwürfeln von Kombinationen kommt uns der Gedanke, dass wohl die selben „Grundregeln“ wie bei Weinbegleitungen angewandt werden können – sprich Biere mit etwas Süße und vor allem nur leichten Bitternoten. Thomas Horne empfiehlt zum Beispiel dunklen Barley Wine zu dem Engländer, was wir leider nicht ausprobieren können, da wir keinen zur Hand haben. Aber heute ist bekanntlich nicht alle Tage. Wir kosten wieder, keine Frage.

Lust bekommen? Den außergewöhnlich guten Karottenkuchen könnt ihr gerne zuhause nachmachen. Und so ein Session Pale Ale findet man auch überall. Also ran an den Backofen und überraschen lassen! Viel Spaß!

Der Star: Karottenkuchen

Zutaten:
4 Eier
200 g Zucker
200 g Mehl
1 Suppenlöffel Zimt
1 Vanillestange
1 Teelöffel Salz
2 Teelöffel Backpulver
5 Suppenlöffel geschmolzene Butter
500 ml geriebene Karotte (eine Hälfte fein, eine Hälfte grob)
1 Orange

Für die Glasur:
250 g Frischkäse
1 Vanillestange
3 Suppenlöffel geschmolzene Butter
200 g Puderzucker

  1. Ofen auf 180°C vorheizen
  2. Eier und Zucker zu einem Schaum rühren. Mehl, Zimt, Salz, Backpulver und Vanille-Körner hinzufügen. Gut mischen. Danach Butter, Karotten und die Zesten einer Orange beigeben.
  3. In eine ca. 25 cm Durchmesser Springform geben. Für 50 min auf der untersten Schiene backen. Mit Backpapier abdecken, wenn der Kuchen braun wird.
  4. Die Zutaten für die Glasur gut mischen und auftragen. Nach Belieben dekorieren. Mit Pale Ale servieren! Prost!

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