Freistadt ist eine kleine, rund 7.500 Einwohnerstadt im nördlichen Oberösterreich – im Mühlviertel um genau zu sein – in der sich alles um das Bier aus der einzigen Braucommune der Welt dreht. zu Recht, denn hier entsteht ehrliches, feines Bier, das ausschließlich aus regionalen Zutaten gebraut wird. und das schmeckt.
es ist bereits dunkel als meine Freunde und ich in Freistadt eintreffen, um dort die ehrwürdigen Gemäuer der Braucommune in Freistadt zu besichtigen. so sehen wir das Gebäude zwar nicht in voller Pracht, bewundern dafür jedoch gleich beim Eintreffen Lichteffekte, die von Künstler Arik Brauer und der Ars Elektronica in Linz installiert wurden, um den Gästen ein besonderes Erlebnis zu bieten. und das ist der Besuch der Freistädter Brauerei allemal. vor vier Jahren hat man hier mit einem umfassenden Umbau begonnen. im Jahr 2013 wurde die oberösterreichische Landesausstellung in der Brauerei ausgetragen und nach anschließendem Rückbau wird nun allen Fans Freistädter Bierkultur ein umfangreicher Blick in die Welt des Brauens ermöglicht.
am heutigen Samstagabend dürfen sich meine drei Freund und ich einer amüsanten und äußerst informativen Führung mit Geschäftsführer Ewald Pöschko anschließen. wir sind gespannt, denn eines fragen wir uns zu diesem Zeitpunkt vermutlich alle: eine Commune? das hat doch wohl nichts mit Otto Mühl zu tun?
WochenBrauPlan in Freistadt – Geschäftsführer Ewald Pöschko
Geschichte einer Braucommune
hat es nicht. im Gegenteil. die Braucommune entpuppt sich nach eigenen Angaben als recht spannende Form der Betriebsführung, die heute weltweit einzigartig in Freistadt existiert. die Geschichte dieser letzten Commune wurde im Jahr 1225 begründet, als die Babenberger Freistadt zur Raststätte auf ihrem Transportweg von Linz nach Böhmen auserkoren. weil Bier seit jeher als nahrhaftes Getränk galt und weil es dazu beitrug sich rasch von den Strapazen der Reise zu erholen, war es stets eine beliebte Kraftquelle. der Bedarf an Bier war also groß und so wurde im frühen 13. Jahrhundert allen damaligen 149 Innenstadthäusern von Freistadt das Braurecht zugestanden. der Handel in Freistadt florierte und das Bier floss in Massen. im Laufe der nächsten 500 Jahre wurde das Braurecht nach und nach allerdings immer weniger in Anspruch genommen, so dass schließlich nur noch zwei Brauhäuser übrig blieben. da naturgemäß allerdings immer noch gerne getrunken wurde, beschloss man im Jahr 1770 eine Braucommune zu gründen, außerhalb der Stadt ein gemeinsames Brauhaus zu errichten und so den Bedarf an Bier zu sichern. alle damaligen 149 Braurechteinhaber konnten sich in Form der benötigten Biermenge am Bau der Brauerei beteiligen. ein Budget entsprechend einem Wert von insgesamt 6.390 Eimern (1 Eimer = 56 l) wurde so in das Brauhaus investiert. besonders ist, dass diese Beteiligungen noch immer gelten und die Besitzungen der Brauerei auch heute noch auf 149 Freistädter Innenstadthäuser aufgeteilt sind. und das wird auch noch lange so bleiben, denn Brauereianteile sind nicht veräußerbar und an die Gründe der jeweiligen Innenstadthäuser gekoppelt. wer in Freistadt wohnt, der trinkt aber ohnehin nichts lieber als das eigene Bier. und so soll es auch bleiben. für Ewald Pöschko ist es deshalb besonders wichtig, dass sein Bier den Freistädtern schmeckt.
regionale Rohstoffe
dass die Braucommune in Freistadt mit einem Ausstoß von rund 70.000 hl pro Jahr alle Rohstoffe zu 100 % aus Österreich bezieht ist eine weitere Besonderheit dieses Hauses. Malz wird ausschließlich von der Weinviertler Erzeugergemeinschaft Zistersdorf bezogen und auf einem eigenen Malzboden gelagert, Hopfen kommt von Bauern aus dem Mühlviertel, das Wasser stammt aus einem Brunnen des nahegelegenen St. Peter bei Freistadt und ein eigener Hefestamm, der in Döhmens gut gesichert lagert und regelmäßig in die Brauerei geschickt wird, um hier vermehrt zu werden, das sind die Zutaten für das Freistädter Bier.
wenn das Bier dann auch noch die nötige Zeit zum Reifen bekommt, wirkt sich das nicht nur positiv auf den Geschmack aus, das Bier ist dann auch besonders bekömmlich.
regionale Rohstoffe und viel Zeit.
Brauereibesichtigung
davon können wir uns während unserer Brauereiführung überzeugen, denn während des Besuches werden uns unterschiedliche Biere vom Rotschopf, über Zwickl bis zum Junghopfenpils zu verkosten angeboten. im Rahmen der Besichtigung erfahren wir über die Bierherstellung im Allgemeinen, die regionalen Rohstoffe, verkosten Malz, ertasten Hopfen und trinken neben Bier auch das Quellwasser, das direkt und unbehandelt in den Brauprozess eingebracht wird. die neu restaurierten, historischen Gemäuer sind geprägt von alten Gewölbeformen und sind hie und da durch Werke heimischer Künstler in Szene gesetzt. ein sehr stimmiges Brauerlebnis – informativ und unterhaltsam ohne aufdringlich zu sein. und wer noch eines drauf setzten möchte, meldet sich am Besten zu einem der beliebten Brauworkshops an, bei dem an einer kleinen Versuchsanlage selbst gebraut wird.
Braucommune in Freistadt – Verkosten
Shop und Brauhaus Gastronomie
nach und vor der Besichtigung lädt ein großzügiger Shop zum Auffüllen des Biervorrates ein und im Brauhaus kann vor Ort noch das ein oder andere Bier probiert werden – vom Fass auch als 0,2 l Kostprobe. Craft Bier Fans sollten sich ein Freistädter Elixier – ein sehr feines Jahrgangsbier – oder eines der mehr als 100 internationalen Biere aus dem hauseigenen Bierhumidor bestellen. Empfehlungen zur traditionellen Wirtshausküche laden zum Kombinieren ein.
der Gast wählt und genießt im Brauhaus – Bier aus Freistadt und der Welt.
Kontakt und Öffnungszeiten:
- Adresse und Telefon: Brauhausstraße 2 | 4240 Freistadt | 07942 75777 Brauhaus: 07942 72772
- Web und FB: Braucommune auf Facebook | Website Braucommune. Website Brauhaus Gastronomie.
- Öffnungszeiten Braucommune: Mo-Fr 8-17 Uhr & Sa 9-12 Uhr. Brauhaus: täglich ab 9 Uhr
Danke Ewald für die unterhaltsame Führung! Danke Anna, Arnold und Bernhard für eure Begleitung!
(Mühlviertel, Innviertel, Traunviertel, Hausruckviertel – das ist Oberösterreich 🙂 )