Call me Old Fashioned

Viele Sachen weiß man ja, versteht sie aber erst richtig, wenn man sie gesehen und/oder erlebt hat. Nach einem Jahr Reisen und knapp einem Jahr in New York, kann ich dies über Trinkgewohnheiten sagen. Es ist doch nur logisch, dass Menschen trinken, was vor ihrer Haustür wächst oder in ihren Kellern gärt. Was der Großvater schon getrunken hat und was in den Geschichtsbüchern steht, dass selbst der Kaiser getrunken hat. Deshalb trinken wir Österreicher Grüner Veltliner, die Deutschen ihren Riesling, die Spanier trinken Rioja und die Argentinier Malbec.

Ja heute ist alles anders, aber ein klein wenig zieht sich diese Grundregel schon noch durch. Spannend finde ich immer, was Völker trinken, bei denen kein Wein wächst. Hier in New York ist Wein keine Kultur. Ja, es wird Wein angebaut, an den Finger Lakes und auf Long Island, aber ein kulturelles Gut, das in den Habitus der New Yorker überschwappt, ist das nicht. Dazu hat der Weinanbau eine zu kurze Geschichte und ist dann für die Großstädter doch zu weit entfernt. Was man in New York auf den Karten findet ist eine wilde Mischung aus Alter und Neuer Welt. Chardonnay neben Grüner Veltliner, neben Cabernet Sauvignon. Ribolla Gialla neben Prosecco, neben Chianti.

Was aber tief im Herz von New York verankert und in großen Buchstaben auf die Brust der Stadt tätowiert ist, ist der Cocktail. Ich als alte Weintrinkerin, habe hier qualitativ hochwertige Cocktails schätzen gelernt und gehöre mittlerweile zu denjenigen, die den Mixologen (Sag niemals Barkeeper zu ihnen!) anhimmelnd bei ihrem kreativen Prozess zusehen. Eine Menge an genialen Kreationen die mir kredenzt wurden, kann ich gar nicht wiedergeben. Aber als Spießerin, wie ich es bin, komme ich ja doch immer wieder zu meinen alten Klassikern und All-Time-Favourites zurück. Meine zwei Go-To’s, wenn mich sonst nichts anlacht, sind Manhattan und Old Fashioned. Zwei Ikonen der Cocktail-Welt, aber wo kommen sie her? Was macht sie aus?

// Manhattan // Photocredit @anacandidaferraz

Die Herkunft des „Manhattan“ geht zurück in die 1880er in – surprise – New York’s Manhattan Club. Originalerweise wurde Rye Whiskey verwendet, während der Prohibition Kanadischer und heutzutage meistens Bourbon (macht die Komposition süßer und weicher). Das Grundrezept ist einfach zu merken und einfach zu machen:

4 cl Rye
2 cl Roter Wermuth

2 dashes Bitters

Die Komponenten werden mit Eiswürfel gut verrührt und anschließend in einem Martini Glas mit einer Maraschino Kirsche (Bitte, Bitte nicht an der Qualität der Kirsche sparen!!) serviert. Man glaubt gar nicht wie viel man bei einem einfachen Rezept wie diesem falsch machen kann. Pure Cocktails verlangen eben wirklich nach Qualitätsprodukten. Einen billigen Whiskey sollte man nicht mal in die Nähe lassen und auch die Wahl des richtigen Wermuths ist nicht zu unterschätzen.

// Old Fashioned //

Aus derselben Ära wie der Manhattan stammt auch mein nächster Lieblingscocktail. Das Rezept des Old Fashioned hat zwar seine Wurzeln in Louisville, Kentucky, wurde jedoch mit dem Mixologen James E. Pepper in die New Yorker Barszene gebracht. Erst hier wurde der Cocktail erstmal gebührend gefeiert. Ein komplexer Old Fashioned hat die perfekte Balance zwischen Süße und Rauchigkeit, Karamell und Bitterorange – ist sowohl ein Aperitif als auch ein Digestif – und wird am besten in einer (rauchfreien!!) düsteren Cocktailbar in New York genossen.

6 cl Bourbon
4 dashes Angostura bitters
1 Würfelzucker
Soda zum Aufgießen

Wieder gerührt, nicht geschüttelt. Garniert wird der Klassiker mit einer Maraschino Kirsche und einem Orangentwist. Ganz klassisch eben!

// Eine meiner Favoriten: The NoMad Bar // Photocredit @anacandidaferraz

Ein klein bisschen verwöhnt von der New Yorker Cocktailszene mache ich mich nun bald wieder auf den Weg in heimische Gefilde. Ich bin schon gespannt was die Österreicher hier zu bieten haben und freue mich auf Tipps welche Bars ich abklappern soll! Und natürlich wird auch zuhause gemixt. Ach, ich kann es kaum erwarten meine Lieblinge mit österreichischen Spirituosen auszuprobieren.

// Gramercy Tavern mit der bezaubernden @anacandidaferraz //

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