Bitter Sweet Symphony

 

Warum nicht nur das Leben sondern auch der Genuss bittersüß sein kann und wie man beides zur eigenen Freude beeinflusst.

Keine Sorge, es wird hier nicht über das Leben und seine bittersüßen Eigenschaften philosophiert. Aber weil man bei Craft Bier um die Bittere kaum herumkommt, Süße dazu einen interessanten Kontrast bildet und ich persönlich den Genuss und ausgefallene Kombinationen liebe, lade ich sehr gerne zur Komposition einer individuellen Geschmackssymphonie.

Es geht hier also um Genuss. Eigentlich geht es ohnehin immer um Genuss – und jetzt bin ich doch schon mitten im Philosophieren. Denn was gibt es Schöneres, als gemeinsam mit Freunden zu speisen, sich ein paar Drinks zu gönnen und ganz einfach zu genießen: Das Leben, die Gespräche und nicht zuletzt die Geschmackseindrücke, die sich durch die Kombination ausgewählter Zutaten und feiner Biere ergeben. Spannend, was man dabei beobachten kann.

Die Wissenschaft hat ja längst mit dem Zungenmythos – vorne süß, hinten bitter, seitlich salzig und mittig sauer – aufgeräumt und diese Geschmacksrichtungen zudem um eine weitere – umami – ergänzt. Und so ist es nur logisch, dass sich die Eindrücke am Gaumen vermischen und dadurch unterschiedliche Geschmackskomponenten von Bier und Speisen verstärkt, abgeschwächt, hervorgehoben oder harmonisiert werden. Man probiere das am besten gleich selbst aus. Ein klassisches IPA und ein paar einfache Zutaten sind schnell zur Hand und eignen sich hervorragend für ein kleines Experiment. Die Bittere des Ales wird beispielsweise vollkommen neu wahrgenommen, wenn man zuvor ein paar Salzkörner auf der Zunge zergehen lässt. Wenn Pfefferkörner im Spiel sind, entsteht wiederum ein ganz anderes Geschmackserlebnis, als mit einem Stück Bergkäse. Auch Gegensätze ziehen sich bekanntlich gerne an: ganz bitter sweet sollte man daher jedenfalls probieren, wie sich die Bittere eines IPAs zur Süße einer Schokolade – vielleicht sogar zur herben Chilischokolade – verhält. Also ran ans Kombinieren!

Für alle, die weniger wagemutig lieber nach vorhandenen Empfehlungen verkosten, inspiriert übrigens aktuell die Craft Bier Box der CulturBrauer mit schönen Ideen. Da wird beispielsweise das Hanfbier zur mit Äpfeln gefüllten Gans gereicht, das Roggenbier zu Sardellen empfohlen, das Rauchbier zu Gnocchi mit Frischkäse eingesetzt und der dunkle Doppelbock mit geschmortem Radicchio präsentiert.

Bei all dem Gerede über kombinieren, probieren und diskutieren sind zwei Dinge jedoch am allerwichtigsten: Schmecken muss es. Und Spaß machen. Und wenn daher die Symphonie des Lebens gerade mal wieder besonders bitter spielt, lädt man am besten Freunde ein, wirft den Herd an und genießt gemeinsam ein paar feine Biere – aus bitter kann dann ganz schnell süß werden. Am Gaumen wie im Leben.

 

Kolumne erschienen im Mai 2015 im Craft Bier Magazin 01/2015

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